Universität von Portsmouth: Drohungen gegen Online-Piraten bewirken bei Männern das Gegenteil

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Lars Sobiraj

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Laut einer Studie der Universität von Portsmouth kann man Männer mit Drohungen nicht von Raubkopien abhalten. Frauen reagieren darauf anders.

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Die neue Studie zur digitalen Piraterie der Universität von Portsmouth zeigt überraschende geschlechtsspezifische Unterschiede. Drohbotschaften, die digitale Piraterie verhindern sollen, haben bei Männern nämlich den gegenteiligen Effekt.

Der Studie zufolge reagieren Frauen eher positiv auf diese Art von Nachrichten und stellen ihr Fehlverhalten ein. Männer erhöhen demhingegen ihr Piraterieverhalten in der Regel um 18 %. Von digitaler Piraterie spricht man, wenn urheberrechtlich geschützte Inhalte von einer nicht lizenzierten Quelle wie BitTorrent, Usenet, Share- und Streaming-Hostern abgerufen werden. Sie stellt für die Kreativwirtschaft weltweit eine große Herausforderung dar und kostet die Industrie jährlich Milliarden.

Abschreckung funktioniert bei Männern nicht​


In dieser Arbeit hat das Team der Universität von Portsmouth untersucht, wie wirksam Anti-Piraterie-Botschaften als Abschreckung sind. Dabei hat man die Veränderung der Absichten von 962 Erwachsenen in Bezug auf Fernseh- und Filmpiraterie im Vergleich zu ihrem früheren Verhalten untersucht.

Universität von Portsmouth

Die Hauptautorin Kate Whitman vom Zentrum für Cyberkriminalität und Wirtschaftskriminalität der Universität von Portsmouth kommentiert das Ergebnis ihrer Ausarbeitung. „Wir wissen bereits, dass es viele geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Piraterie gibt, denn Männer neigen eher zur Piraterie als Frauen. Sie halten es für akzeptabler und risikoärmer. In dieser Studie wollten wir jedoch herausfinden, ob die Botschaften zur Bekämpfung der Piraterie eine unterschiedliche Wirkung auf Männer und Frauen haben.

Whitman weiter: „Wir haben die Wechselwirkung zwischen Geschlecht, Einstellung zur Piraterie und Reaktionen auf Anti-Piraterie-Botschaften untersucht. Und wir haben herausgefunden, dass es bei der Bekämpfung der Piraterie definitiv keine einheitliche Größe gibt.

Universität von Portsmouth: Falsche Botschaften können Piraterie erhöhen​


Die Untersuchung zeigt, dass Anti-Piraterie-Botschaften unbeabsichtigt die Piraterie erhöhen können. Dies ist ein Phänomen, das als psychologische Reaktanz bekannt ist. Bei den drei in der Studie untersuchten Botschaften handelte es sich um wortwörtliche Kopien von drei echten Anti-Piraterie-Kampagnen. Zwei der Kampagnen versuchten, die Piraterie mit Drohungen zu bekämpfen, während die dritte einen erzieherischen Ton anschlug.

crimestoppers

Kate fügte hinzu: „Eine Drohbotschaft könnte die rechtlichen Konsequenzen, das Risiko der Strafverfolgung oder das Risiko von Computerviren betonen. Während Aufklärungsbotschaften eher versuchen, den Verbraucher über den moralischen und wirtschaftlichen Schaden der Piraterie aufzuklären.

Eine der Drohbotschaften stammte von der Firma Crimestoppers, die auf die Gefahr von Computerviren, Identitätsbetrug, Geld- und Datendiebstahl und Hacking hinwies. Die andere Botschaft basierte auf einer Kampagne der französischen Regierung, die ein „Three-Strikes„-Verfahren anwandte, bei dem Rechtsverletzer zwei schriftliche Verwarnungen erhielten, bevor ihr Internetzugang gesperrt wurde.

Aufklärung blieb ohne messbare Wirkung​


Die Aufklärungsbotschaft hat das Team der Universität von Portsmouth der Kampagne „Get It Right from a Genuine Site“ entnommen. Sie konzentriert sich auf die Kosten für die Wirtschaft und die einzelnen Kreativen. Man versucht damit Verbraucher von Piraterie-Seiten weg zu führen, damit sie legale Alternativen wie Spotify oder Netflix nutzen.

Get it right from a genuine site

Die Studie ergab, dass eine Drohbotschaft Frauen dazu veranlasst, ihre Piraterieabsichten um über 50 Prozent zu verringern, während Männer ihr Piraterieverhalten in der Folge steigern. Die Aufklärungsbotschaften hatten übrigens weder auf Männer noch auf Frauen einen Einfluss. „Aus Sicht der Evolutionspsychologie reagieren Männer stärker darauf, dass ihre Freiheit bedroht ist, und tun deshalb das Gegenteil“.

Darüber hinaus ergab die Studie, dass die Teilnehmer mit der positivsten Einstellung zur Piraterie die stärksten Veränderungen in ihren Piraterieabsichten zeigten – die Drohbotschaften erhöhten ihre Piraterieabsichten noch mehr.

Dem Papier zufolge sind die Ergebnisse von großer praktischer Bedeutung für politische Entscheidungsträger, Urheber von Inhalten und Verfechter der Pirateriebekämpfung. Wenn die Beteiligten verstehen, wie Geschlecht und Einstellungen die Reaktionen auf Anti-Piraterie-Botschaften beeinflussen, können sie ihre Strategien zur wirksamen Bekämpfung der digitalen Piraterie verfeinern und gleichzeitig unbeabsichtigte Folgen vermeiden.

Kate Whitman schließt ihre Analyse ab. „Diese Studie zeigt, dass Männer und Frauen Drohbotschaften unterschiedlich verarbeiten. Es besteht eindeutig ein Bedarf an einem maßgeschneiderten Ansatz für Anti-Piraterie-Botschaften, aber wenn Botschaften nicht genau auf bestimmte Geschlechter ausgerichtet werden können, sind sie am besten zu vermeiden, da sie die Piraterie in die Höhe treiben könnten„.

Die Studie der Universität von Portsmouth wurde im Journal of Business Ethics veröffentlicht. Man kann sie dort kostenlos als PDF-Dokument herunterladen.

Tarnkappe.info

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